Was passiert, wenn sich eine Lösung für die digitale Geräteverwaltung und ein IoT-System für Flottenmanagement zusammentun? Genau das haben zamics und ZF WorXon getan. Im Interview erzählen Christian Marx von zamics und Daniel Biefeld von ZF WorXon, wie aus einer ersten gemeinsamen Idee eine nachhaltige Partnerschaft entstand. Sie berichten von Herausforderungen und Synergien – und warum zwei spezialisierte Systeme gemeinsam oft mehr erreichen als eines allein.

Start der Zusammenarbeit
Daniel, was ist deine Rolle bei ZF?
Daniel Biefeld (ZF)
Ich bin seit sieben Jahren als Digital Entrepreneur im Geschäftsbereich Industrietechnik bei ZF WorXon tätig. Unser Ziel ist es, digitale Geschäftsmodelle mit Startup-Ansätzen im Konzern aufzubauen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen zamics und ZF WorXon?
Christian Marx (zamics)
Einige Kunden von uns aus der Baubranche hatten sich für die Nachverfolgung bestimmter Geräte Tracking-Lösungen gewünscht. ZF WorXon hatte passende BLE- und GPS-Tracker im Portfolio, um beispielsweise Rettungsdienste auszustatten. Das war der Ausgangspunkt.
Daniel Biefeld
Wir haben zamics 2022 auf der Suche nach Innovations-Labs bei der bauma kennengelernt. Es passte sofort. Kurz darauf haben wir mit Christian und Anna einen gemeinsamen Business Design Sprint vereinbart.

Bild: Daniel Biefeld, ZF
Wie seid ihr gestartet?
Daniel Biefeld
Wir haben uns zunächst zwölf Wochen Zeit für ein gemeinsames Konzept genommen. Dabei haben wir Rollen definiert und unser Angebot entwickelt.
Christian Marx
zamics verwaltet Geräte, ZF WorXon Fahrzeuge und Bewegungsdaten. Wir haben geprüft, wie sich beide Systeme sinnvoll verknüpfen lassen.
Unterschiede & Gemeinsamkeiten
Was unterscheidet eure Systeme?
Christian Marx
Ein Beispiel ist das Prüfmanagement von zamics. Es verknüpft Geräte mit Dokumenten und zeigt Prüffristen an. Fahrzeuge und Geräte werden im Unternehmen unterschiedlich behandelt.

Bild: GPS- und BLE-Tracker
Daniel Biefeld
Mit unserer ZF WorXon-Lösung statten wir hingegen Fahrzeuge aus, um unter anderem Routen, Geschwindigkeiten und Ruhezeiten zu erfassen. Daneben haben wir intelligente Bluetooth-Tracker fürs Equipment und die Arbeitsmittel, die den Betriebsmodus erkennen und Betriebsstunden aufzeichnen. Hier geht es vor allem um mehr Transparenz bei der Mischflotte.
Wie gut passen die Systeme zusammen?
Daniel Biefeld
zamics ist besonders stark in der Geräteverwaltung, ZF WorXon im Bereich von IoT und Lokalisierung. Das ergänzt sich perfekt, sowohl für uns, als auch für unsere Kunden.
Warum bietet ihr nicht alles in einem System an?
Christian Marx
Weil es sich beim Flotten- und Gerätemanagement um zwei spezialisierte Tools handelt, die verschiedene Aufgaben übernehmen. Oft sind auch unterschiedliche Personen im Unternehmen damit befasst. Dennoch ist eine Verknüpfung sinnvoll, um Daten auszutauschen.
Technische Umsetzung
Wie funktioniert das Zusammenspiel beider Systeme?
Christian Marx
Ein mit einem Flottenmanagement ausgestatteter Lieferwagen transportiert zum Beispiel eine Rüttelplatte und eine Bohrmaschine zur Baustelle. Beide Geräte werden mit zamics verwaltet.
Daniel Biefeld
Über Bluetooth im Fahrzeug lassen sich Standort, Fahr- und Gerätedaten erfassen. zamics liefert das Prüfmanagement, inklusive aller wichtigen Gerätedaten.

Bild: Highway mit getrackten Fahrzeugen
Welche Vorteile bringt das?
Christian Marx
Unsere Kunden können ihre Geräte über BLE und GPS automatisiert ein- und auschecken.
Daniel Biefeld
Außerdem erhöhen die Technologien durch die Nachverfolgung den Diebstahlschutz.
Wie habt ihr eure Lösung getestet?
Daniel Biefeld
Wir haben ein gemeinsames Setting definiert und Feldtests durchgeführt.
Christian Marx
Auf einem Betriebsgelände von Zeppelin Rental haben wir die BLE-Antennen getestet. Für den Datenaustausch haben wir Schnittstellen zwischen den Systemen gebaut.

Bild: Christian Marx bei Zeppelin Rental in Erfurt

Bild: Produktentwicklerin Anna Hudalla bei Zeppelin Rental in Erfurt
Zielgruppen & Nutzen
Für wen ist die Lösung gedacht?
Christian Marx
Für Unternehmen, die genau wissen wollen, wo ihre Geräte im Einsatz sind.
Daniel Biefeld
Unser Fokus liegt auf Bauunternehmen. Mit den Vermietern von Baumaschinen wollen wir ein neues Segment erschließen.
Wie profitiert ein Bauunternehmer konkret?
Christian Marx
Über BLE oder GPS sieht er jederzeit, welches Fahrzeug mit welchen Geräten unterwegs ist. Unsere Kunden können per App ZF-Bluetooth-Transponder orten und auslesen.

Bild: Christian beim Construction Summit
Daniel Biefeld
Die Daten fließen über Schnittstellen zu ZF WorXon. Unser Ziel war eine durchgängig kundenfreundliche Lösung. Das haben wir erreicht.
Ist das auch für die Logistikbranche interessant?
Daniel Biefeld
Ja. Miet-Themen sind von der Logistik getrieben. Das gilt für die Vermietung, unabhängig von Größe und Art der Maschinen. Aber auch für Flottenbetreiber mit eigenem Fuhrpark.
Markt & Vertrieb
Wie kommt der Kunde an euer Angebot?
Christian Marx
Wir informieren jeweils aktiv und erstellen auf Kundenwunsch individuelle Lösungskonzepte.
Daniel Biefeld
Aktuell kaufen Kunden beide Produkte separat, profitieren aber von der Integration.
Gibt es Pilotprojekte?
Christian Marx
Ein Tiefbauunternehmen im Norden stattet 150 Fahrzeuge und 500 Arbeitsmittel mit der ZF WorXon-Lösung aus. Die Geräte werden über GPS-Tracker mit Bluetooth-Antennen identifiziert und in zamics verwaltet.

Bild: Christian Marx im Interview
Status & Ausblick
Wo steht ihr aktuell?
Christian Marx
Erste Kundenprojekte laufen. Wir arbeiten an einer tieferen Systemvernetzung, zum Beispiel mit Single Sign-On. Außerdem planen wir gerade den ersten gemeinsamen Messeauftritt auf der Nordbau 2025.
Daniel Biefeld
Ein nächster Meilenstein ist unsere vertragliche Partnerschaft mit klarer Kundenvermittlung und Umsatzbeteiligung. Sie ist eine gute Basis für unsere langfristig geplante Zusammenarbeit.
Was ist zukünftig geplant?
Christian Marx
Wir wollen die Partnerschaft ausbauen und unsere Lösung weiterentwickeln.
Daniel Biefeld
Mit der Vertragsunterzeichnung wollen wir deutlich aufzeigen, dass die Zusammenarbeit funktioniert und das mit passenden Zahlen belegen.

Bild: Markus Seibert, Christian Marx, Daniel Biefeld bei der Messe Bau in München
Gibt es weitere, konkrete Ziele?
Daniel Biefeld
Bis 2026 wollen wir 15 gemeinsame Kunden gewinnen. Zwei sind bereits aktiv, ein dritter im Test. Wir haben Umsatzziele, die zahlengetrieben sind und wollen gemeinsam weiter wachsen.
Partnerschaft & Herausforderungen
Gab es Herausforderungen in eurer Zusammenarbeit?
Christian Marx
Es ist nicht immer einfach, den Kunden zu vermitteln, warum sie zwei Partner und zwei Rechnungen bekommen. Auch deshalb arbeiten wir an einer optimierten Integration. Außerdem sind BLE- und GPS-Lösungen kostenintensiv und damit ebenso erklärungsbedürftig.
Daniel Biefeld
Unsere Zusammenarbeit lief bislang immer partnerschaftlich auf Augenhöhe. Risiken sehe ich aktuell höchstens bei konjunkturellen Einbrüchen.

Bild: Christian Marx, Maximilian Ilgenfritz und Jakob Upir bei ZF in Friedrichshafen
Christian Marx
Ich bin optimistisch. Die Bauwirtschaft wird weiter gefördert und neue Großprojekte stehen an.
Daniel Biefeld (lacht)
Ich vergleiche das gerne mit einem Ninja-Warrior-Parcours. Start-ups überwinden Hindernisse und lernen voneinander. Genau das tun wir. Wir wollen den Parcours gemeinsam meistern.
Was macht eure Partnerschaft aus?
Christian Marx
Vertrauen und lösungsorientiertes Arbeiten, frei von Egos.
Daniel Biefeld
Begeisterung, Disziplin und Transparenz. Wir haben weiterhin Lust auf diese Zusammenarbeit.
Vielen Dank für das Gespräch

Daniel Biefeld
Daniel Biefeld verantwortet als Digital Entrepreneur und ausgebildeter Business Design Coach das digitale Innovationsportfolio in der Industrietechnik bei der ZF Friedrichshafen AG. Der studierte Wirtschaftsingenieur begann seine Karriere in der Logistik und Prozessoptimierung, bevor er sich auf Digitalisierung spezialisierte. Mit langjähriger Erfahrung in der Industrietechnik hat er erfolgreich IoT-Anwendungen in verschiedenen Branchen umgesetzt. Für ZF hat Daniel das Produkt ZF WORX entwickelt.

Christian Marx
Christian Marx ist seit 2022 Co-Founder des Startups zamics aus dem Berliner Zeppelin Lab und dort verantwortlich für die Geschäftsentwicklung. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Potsdam unterstützte er als Innovationsberater bei Potsdam Transfer Gründerinnen und Gründer aus der Forschung. Er ist Experte für Design Thinking und engagiert sich für die Entwicklung nachhaltiger, nutzerzentrierter Lösungen für die Baustelle der Zukunft.